Sie freuen sich über den neuen Treppenlift: (von links) Alexandra Böck-Fuchs (Schriftführerin Musikkapelle Holzhausen), Thomas Söldner (Vorstand Strategie/Musikkapelle Holzhausen), Dr. Gerhard Gaudlitz (Lions Club Landsberg) und Laura.
Das 13-jährige Mädchen aus Igling sitzt seit Jahren im Rollstuhl. Wie Spenden und Aktionen es ihren Eltern ermöglicht haben, einen Treppenlift anzuschaffen.
„Das ist wie Wilde Maus fahren“, freut sich Laura, die in wenigen Tagen ihren 14. Geburtstag feiert. Die „Wilde Maus“ ist ein Treppenlift, der seit vier Wochen in Lauras Zuhause in Igling der Familie den Alltag erheblich erleichtert. Denn Laura ist nicht nur auf den Rollstuhl, sondern immer auch auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. „Bis jetzt hat sich das gesamte Leben im Erdgeschoss unseres Hauses abgespielt“, erzählt Lauras Mama Karin. Doch diese Zeiten sind jetzt vorbei.
Um ins Badezimmer oder in ihr eigenes Zimmer zu gelangen, musste Laura bislang die Treppe hoch getragen werden. „Laura wird ja immer schwerer, das wird immer mühsamer“, sagt ihre Mutter. Abhilfe schaffen sollte ein Treppenlift, mit dem Laura in ihrem Rollstuhl vom Erdgeschoss aus in den ersten Stock gefahren werden kann. Doch so ein Treppenlift ist teuer. Rund 19000 Euro hat die Familie für das Hilfsmittel aufbringen müssen.
Die Blaskapelle veranstaltet ein Benefizkonzert
Doch es gab große finanzielle Unterstützung: Die Blaskapelle Holzhausen hatte ein Benefizkonzert für Laura veranstaltet bei dem rund 5000 Euro eingenommen werden konnten. 9000 Euro erbrachte ein Benefizkonzert des Polizeiorchesters Bayern im Oktober vergangenen Jahres. Initiiert hatte dieses Konzert Andreas Horber vom Lions Club. „Wir möchten uns ganz herzlich bei allen bedanken, die diesen Treppenlift möglich gemacht haben“, sagen die Eltern der kleinen Laura mehrfach bei der symbolischen Inbetriebnahme des Hilfsmittels. „Auch bei den vielen Privatpersonen, die uns Geld gespendet haben und von denen wir teilweise nicht einmal die Namen kennen“, ergänzt Mama Karin.
Mit der Fernbedienung setzt sich der Lift in Gang
Wie hilfreich der Treppenlift ist, davon überzeugten sich dieser Tage vor Ort der Vorsitzende des Lions-Hilfswerks Landsberg, Gerhard Gaudlitz, der Vorstand Strategie des Musikvereins Holzhausen, Thomas Söldner und die Schriftführerin des Musikvereins, Alexandra Böck-Fuchs. Laura strahlt bei dem Besuchstermin über das ganze Gesicht, als Mama Karin mittels Fernbedienung den wuchtigen Treppenlift in Gang setzt. „Anfangs war ihr es Laura nicht so ganz geheuer“, erinnert sie sich. Denn vor allem um die engen Kurven im Treppenhaus der Familie fährt der Lift recht rasant. Aber jetzt, nach vier Wochen üben, fühlt sich das Mädchen sichtlich wohl in ihrer „wilden Maus“. Und auch die kleinere Schwester Johanna hat ihren Spaß. „Sie bedient den Treppenlift natürlich wesentlich besser als wir“, sagt Mama Karin mit einem Augenzwinkern.
Als Laura drei Jahre alt war, wurde sie schwer krank
Drei Jahre alt war Laura, als sich das Schicksal der Familie wendete. Muskelschmerzen, unkontrollierte Bewegungen der rechten Hand und des rechten Beines standen am Anfang eines ungewissen Krankheitsbildes. Irgendwann konnte Laura nicht mehr alleine gehen, sitzen oder laufen. Auch selbstständig essen konnte das Mädchen nicht mehr. Lauras unkontrollierte Bewegungen führten sogar so weit, dass sie sich im Frühjahr 2015 einen Halswirbel bracht und Lauras Eltern die schockierende Nachricht erhielten, dass ihr Kind von der Nase abwärts gelähmt bleiben würde.
Aber Laura und ihre Familie kämpften. Mit Erfolg. Weihnachten 2015 konnte Laura schon wieder eigenständig atmen und heute besucht das fröhliche Mädchen mit den blonden Haaren die Schule und Tagesstätte von Regens Wagner in Holzhausen. Dort gefällt es ihr gut, sagt Laura. Wie jedes andere Schulkind weiß sie ganz genau, wann die nächsten Schulferien anstehen – das sei schließlich das Schönste an der Schule, lacht sie herzlich.
Der Wunsch nach Privatsphäre
Mit dem Einbau des Treppenliftes wurde Lauras Eltern Stefan und Karin auch die Sorge genommen, ihre Tochter eventuell nicht mehr lange bei sich zu Hause wohnen lassen zu können. „Auf Dauer wäre es nicht gegangen, dass sich das gesamte Leben nur noch hier unten abspielt“, sind sie sich sicher. Zumal Laura älter wird und damit auch der Wunsch nach etwas Privatsphäre. Die aber hätte ihr die Familie ohne den Treppenlift nicht bieten können. „Jetzt wollen wir ganz langsam versuchen, dass Laura auch mal in ihrem Zimmer fernsehen kann“, erläutert Mama Karin die nächsten kleinen Schritte.
Der Einbau des Transportmittels für Laura aber war ein enorm großer Schritt für die Familie. „Ohne die großartige Unterstützung wäre das niemals möglich gewesen“, freuen sich die Eltern. Ganz besonders bedanken möchten sie sich auf diesem Weg bei folgenden Einrichtungen und Vereinen: Freizeitverein Holzhausen, Maibaumverein Igling, Kindergarten Igling, Frauenbund Igling, Ammersee-Immobilien Igling und bei den Lehrlingen der Firma Hirschvogel.
Foto: © Thorsten Jordan
veröffentlicht am 18. Oktober 2019 im „Landsberger Tagblatt“ / Landsberg